Filmvorführung "the moon inside you"

30.06. - 19 Uhr

Wie viele andere Frauen auch, leidet Diana schon seit vielen Jahren unter den Problemen ihrer Periode. Mit jedem neuen Zyklus kommt ihr die gleiche Frage: „Warum der Schmerz und der Ärger, wenn ich gesund bin?“

 

Ihre anfänglich unschuldige Neugier entfacht sich zu einer emotionalen Reise zu den Wurzeln der Weiblichkeit und des Lebens. The Moon Inside You hat einen erfrischenden Blick auf das Tabu, das die politische und soziale Realität sowohl von Frauen als auch von Männern tiefgreifender definiert, als die Gesellschaft zugeben würde. Indem sich dem gesellschaftlich geforderten Umgang mit der Menstruation mit Humor und Selbstironie zugewandt wird, behandelt die Dokumentation das Thema sowohl durch persönliche und als auch anhand von kollektiven Bezüge, sodass unsere vorgefasste Idee des Frauseins herausgefordert wird.

 

 

Anmerkung der Regisseurin

Als ich sechs Jahre alt war, starb meine Großmutter an Gebärmutterkrebs. Wegen einer Reihe unglücklicher Zufälle war ich überzeugt, dass es meine Schuld war. Ein Jahr später erhielt meine Mutter die gleiche Diagnose. Wie konnte ein einfaches menschliches Organ die Ursache solcher Traurigkeit werden?

Dann hatte ich zum ersten Mal meine Periode. In meinen Augen waren der Schmerz und die Depressionen, die mich jeden Monat begleiteten, nicht weniger als die gerechte Strafe für mein Verbrechen. Aber – warum litten Millionen andere Frauen genau wie ich? Wofür büßten sie? Mit der Zeit realisierte ich, dass weder der Tod meiner Großmutter noch die Krankheit meiner Mutter mit meinem Handeln verknüpft waren. Wie dem auch sei, ich war unwiderruflich im sozialen Umgang mit der Menstruation gefangen. Bedingt durch die klare Aussage meiner Mutter „Kein Mann sollte jemals wissen, dass du menstruierst“ versteckte ich sorgfältig jeglichen Hinweis zuerst vor meinem Vater und Bruder, später vor den meisten anderen Männern in meinem Leben. Und egal wie schlecht es mir ging, tat ich so, als ginge es mir gut.

Anscheinend war das die richtige Einstellung: jeder in der Schule, dann im Collage, später auf der Arbeit verhielt sich genau wie ich! Das Tabu sprengte sogar meinen familiären Rahmen: überall war klar: Die Periode war „Mädchensache“. Die Periode war verabscheuenswert. Die Periode war für den öffentlichen Diskurs unangebracht. Das Ende der Geschichte?

Irgendwas in mir sträubte sich dagegen, dies zu akzeptieren und still zu leiden. Wie konnte dieser natürliche Prozess „unangebracht“ sein, wenn jederzeit ein Viertel der weiblichen Bevölkerung zugleich diese Erfahrung machte? Warum wurde das Zeichen, welches von allen Gesellschaften als Segen betrachtet wird - die weibliche Fähigkeit zu gebären – zufällig mit süßlichen Namen und Ausdrücken umschrieben: „der Fluch“ in England, die „Landung der englischen Kriegsschiffe“ in Frankreich oder „to be on the rags“ in den USA? Warum können wir uns nicht einmal vorstellen, dass die Idealkörper in Magazinen und im Fernsehen ungesund sind? Wie ist es möglich, dass so dumme Vorurteile wie „ein menstruierendes Mädchen kann keine Mayonnaise machen“ bis heute überleben können? War der Grund für diese ganze Negativität und Verleugnung einfach nur das unangenehme Bluten und die Krämpfe? Natürlich nicht.

Indem er die dieses Thema umgebene Kultur des Verbergens hinterfragt, indem er zeigt, was Frauen eigentlich durchmachen und auch indem er Männern zuhört, will MOON INSIDE YOU das Menstruationsphänomen dekonstruieren, bis an den Punkt, an dem seine zweiteilige Natur klar und deutlich erscheint: die intime Erfahrung einerseits und die soziale Konstruktion andererseits.

Lasst uns nach unseren Regeln über die Menstruation reden! Lasst uns unterscheiden zwischen dem, was unsere Gesellschaft uns sagt und dem, was wir wirklich erfahren.

Dadurch, dass die Menstruation viel mehr ist als bloße physiologische Realität, basiert der informative Charakter des Films auf meinen Treffen mit ausgewählten Experten aus verschiedenen Bereichen: aus der Medizin, der Soziologie, der Anthropologie, der Psychologie, der Philosophie, genauso wie aus einigen alternativen Bereichen wie aus der Yoga Taoistischen Therapie oder der Tanztherapie. Der Film wendet sich den Vorurteilen zur Periode zu und enthüllt diese mit den effektivsten Waffen: Kreativität und Humor. Ich hoffe, die Vorgehensweise des Films hilft uns, den Aberglauben und die sozialen Leitbilder zu verlieren oder diese zumindest als solche zu erkennen. Zugleich vertraut und tabuisiert, bekannt und unbekannt, hat Moon Inside You zum Ziel, nicht nur Frauen sondern auch dem männlichen Publikum die Chance zu geben, die vernachlässigte und doch menschliche Erfahrung besser zu verstehen, indem er ihnen hilft, traditionelle Genderdefinitionen zu bewältigen.