Von der Idee zum Bild

Petra Deta Weidemann im Interview mit Esther Niebel

Esther Niebel: Deine erste Doppelausstellung mit Daniel Müller Jansen heißt BUILDING A BEGINNING. Was beginnt und was wird gebaut? Und in welcher Weise wirken deine Werke mit denen von Daniel Müller Jansen zusammen?

Petra Deta Weidemann: Auf der ganzen Welt werden Dinge und Gedanken neu angeordnet, Freiräume entstehen weil Altes sich neu platziert und Neues sich seinen Platz schafft. Das ist die Gemeinsamkeit von Daniels und meinen Arbeiten.

Esther Niebel: Für die Ausstellung holst du Straßenlaternen und Telegrafenmasten als lebensgroße Holzreliefs in die Galerie. Eigentlich sind vor allem Telegrafenmasten nicht schön, sondern stören meist eher die Landschaft. Bei dir aber bekommen sie etwas nostalgisch-poetisches. Wie gelingt dir das?

Hügel, 300 x 45 x 3 cm, MDF, Schaumstoff, Stoff, 2007

Petra Deta Weidemann: Ich erreiche das, indem ich vieles weglasse. Der Betrachter und die Betrachterin haben so die Möglichkeit ihr eigenes Empfinden in die Arbeiten hinein zu bauen. Seine/Ihre eigenen Erinnerungen, die er/sie z.B mit einem Blick in den Horizont entlang der Telegraphen hat, spielen zu lassen.

Esther Niebel: Deine Arbeiten zeugen von einer großen Abstraktionsleistung, so dass man sich als Betrachter oft anstrengen muss, zu erkennen was der Ausgangsgegenstand gewesen sein könnte. Wie weit treibst du die Abstraktion? Ab welchem Grad der Abstraktion interessiert dich ein Gegenstand?

Petra Deta Weidemann: Das ist wirklich eine schwere Frage. Ich stecke schon sehr tief in diesem Schaffen und kann gar nicht mehr genau sagen, wie das alles passiert. Auf die Frage wie weit treibst du die Abstraktion, kann ich nur antworten: „ so weit wie notwendig“. Im Prinzip geht es gar nicht so sehr um den Gegenstand - der Gegenstand ist nur der Anlass. Wenn ich ein Bild entwickle, geht es immer um Proportion, Komposition und Dimension. Und um den Kontrast. Dieser besteht nicht nur aus Farbe und Form, sondern liegt auch im Material selbst. Die Schnur zum Beispiel - dieses leichte und zarte Element kann so eine erstaunliche Schwere vermitteln.

Telegraphen, 300 x 300 x 2, MDF, Schnur, 2007

Esther Niebel: Die Natur thematisierst du in deinen Arbeiten nicht. Es geht im weitesten Sinne um die Darstellung des Menschen und menschengemachte Architektur. Warum?

Petra Deta Weidemann:  Ja, im Großen und Ganzen stimmt das. Ich glaube es liegt daran, dass für mein Empfinden die Natur als „Kunstwerk“ für sich selbst steht. Die Abwesenheit der Natur kann auch als Hinweis auf die Natur verstanden werden.

Esther Niebel: Mit deinen Reliefs bist du irgendwo zwischen Bild und Skulptur, ein Hybrid sozusagen. Wie verortest du dich in Bezug auf Zwei- beziehungsweise Dreidimensionalität?

Petra Deta Weidemann: Ich sehe mich eindeutig in der 2-Dimensionalität. Ich denke ich werde noch lange an der Wand arbeiten. Die Wand ist mein Raum, den ich öffnen und erweitern möchte. Die 3. Dimension entsteht im Kopf.

Teilpool, 79 x 80 x 2 cm, MDF, Stoff, Beton, 2020